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"Das Kreuz ist das Zeichen des Scheiterns - die Auferweckung ist die Hoffnung"

Jesu Tod am Kreuz zeigt, dass Gott alle menschlichen Schmerzen kennt. Foto: Jens Schulze/fundus-medien.de

Dekan Paul Metzger. Foto: pv

Dekan Paul Metzger. Foto: pv

Würde es einen Unterschied machen, wenn Jesus nicht am Kreuz, sondern auf andere Weise gestorben wäre? Ja, meint Dekan Paul Metzger. In der Art und Weise, wie Jesus zu Tode kam, sieht er eine entscheidende Bedeutung.

 

Der Schmerz, der hilft

Gedanken zu Karfreitag und Ostern von Dekan Paul Metzger

Vor ein paar Jahren nahm ich an einer Podiumsdiskussion teil. Vertreter verschiedener christlicher Kirchen erzählten, was ihnen "Kreuz und Auferstehung" bedeutete. Ein Teilnehmer aus einer orthodoxen Kirche sagte: "Mir ist es völlig egal, ob Jesus am Kreuz oder im Altenheim gestorben ist. Hauptsache: Er ist gestorben."

Bis heute denke ich über diesen Satz nach. Und daran merke ich: Irgendetwas stört mich daran. Ist es wirklich egal, ob Jesus am Kreuz gestorben ist? Ich denke: Nein!

Für mich ist es ein Unterschied, denn das Kreuz bedeutet etwas. Jesus stirbt am Kreuz – als Opfer des damaligen Rechtssystems. Die Menschen bringen ihn ans Kreuz. Und er stirbt unter Schmerzen. Sozial ausgestoßen, körperlich zugrunde gerichtet – genau diesen qualvoll gestorbenen Menschen erweckt Gott zu neuem Leben.

Gott zeigt damit: Das, was Menschen denken und tun, ist nicht immer richtig. Es kann auch katastrophal falsch sein. Gott bekennt sich aber zu diesem gequälten Menschen. Er erkennt an und bestätigt, was Jesus getan und gesagt hat, wie er gelebt hat. Und Gott heilt den, der Schmerzen erlitten hat. Für mich ist das der Punkt. Gott lebt in Jesus unser Leben. Und zwar kein Leben, das glanzvoll und erfolgreich ist. Er lebt ein armes und schmerzhaftes Leben – und verwandelt das dann in den Triumph über den Tod.

Mich tröstet das. Es tröstet mich, wenn ich selbst Schmerzen habe. Ich weiß, dass Gott diese Schmerzen auch kennt. Und ich habe die Hoffnung, dass sie überwunden werden können. Der Mann am Kreuz gibt mir Hoffnung. Er kann das, weil er selbst Schmerzen kennt.

Ich kann mich schlecht trösten lassen von Menschen, die nicht wissen, was ich durchmache. In der Schule habe ich mich nicht von Mitschülern trösten lassen wollen, die nicht wussten, wie es ist, eine schlechte Note zu schreiben. Im Krankenhaus empfinde ich es als übergriffig, wenn jemand sagt: "Ich weiß, wie Sie sich fühlen." Es hilft mir nicht, wenn der Arzt zu mir sagt: "Ihre Schmerzen sind altersgemäß." Und dann ist die Sprechstunde zu Ende.

Das Kreuz Jesu zeigt mir hingegen: Gott hat alles mitgemacht. Schlimmer geht es nicht mehr. Und darum begreift er alles, was ich durchmache. 

Die Aufweckung Jesu ist dann die Hoffnung. Gott wirkt auch dann noch, wenn wir es nicht mehr können. Es gibt eine Dimension über dieses Leben hinaus. Das ist die umstürzende Erkenntnis, die uns Ostern schenkt. Nach Ostern ist alles anders. Diejenigen, die arm und unter Schmerzen leben, haben jetzt die Hoffnung, dass sie "selig" werden. "Arm:selig" – das ist kein billiger Trost, das ist keine "Vertröstung", sondern es ist die Hoffnung, die von Ostern herkommt. Das Kreuz macht sie zur speziellen Hoffnung.

Jesus ist nicht im Altersheim gestorben. Er hatte keinen friedlichen Tod. Er hatte kein gelungenes Leben. Das Kreuz ist das Zeichen seines Scheiterns. Und genau deshalb gibt uns seine Auferweckung die ganz bestimmte Hoffnung: Gott schafft selbst dort Leben, wo alles tot und hoffnungslos ist. Der Schmerz Jesu hilft mir. Ich bin nicht allein in meinem Schmerz. Ich bin nicht allein – im Leben und im Sterben.

Ich wünsche Ihnen besinnliche Kartage und ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Ihr Paul Metzger