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Gottesdienst mit Bergblick

Dietmar Geiger feierte vor allem Gottesdienste, hier in einem Altenheim in Bad Ischl. Alle Fotos: privat/Geiger

Während der Urlaubsseelsorge ist Dietmar Geiger für Einheimische und Touristen da, hier beim Gottesdienst in der der Evangelischen Kirche in Bad Ischl.

Dietmar Geiger zieht es immer wieder in die Berge. Hier sitzt er am Vorderen Gosau-See mit Blick auf den Dachstein.

Auch Pfarrerinnen und Pfarrer machen mal Urlaub. Damit die Kirchengemeinden und die Touristen vor Ort nicht ohne seelsorglichen Beistand bleiben, springen Vertretungen ein – auch im europäischen Ausland. Dietmar Geiger aus der Protestantischen Elisabeth-Gemeinde in Ludwigshafen-Gartenstadt ist einer von ihnen. Zum zweiten Mal übernimmt er in diesem Jahr Urlaubsseelsorge in Österreich.

Vor einigen Jahren hatte Dietmar Geiger zufällig gelesen, dass Seelsorgende für Urlaubsvertretungen gesucht werden. Er ist zwar kein Pfarrer, aber darf als Prädikant alle seelsorglichen Aufgaben übernehmen. Das heißt: Gottesdienste erarbeiten und leiten, Sakramente wie Taufe und Abendmahl spenden, Paare kirchlich trauen und Beerdigungen vornehmen. Dazu hat er eine umfangreiche Ausbildung absolviert und wurde ordiniert.

Einsatz erst im dritten Anlauf

"Die Evangelische Kirche für Deutschland schreibt verschiedene Orte im Ausland für die Urlaubsseelsorge aus, wo Deutsche ihre Ferien verbringen", sagt Dietmar Geiger. Er interessierte sich für einen Einsatz in der Region Salzkammergut/Dachstein, denn er kennt sie seit 40 Jahren sehr gut. Nachdem er dort als junger Mann auf einer Singfreizeit der evangelischen Kirchenmusik war, hat es ihn immer wieder dorthin gezogen.

Also hat sich Geiger bei der Evangelischen Kirche für Deutschland beworben. "Dann kam Corona", bedauert er. Urlaubsseelsorge war vorerst nicht möglich, selbst das Vorbereitungsseminar wurde abgesagt. Der zweite Anlauf vor zwei Jahren scheiterte, weil er krank wurde. 2023 hat es endlich geklappt.

Mix aus Dienst und Urlaub

"In erster Linie habe ich die Gottesdienste gefeiert, die regelmäßig stattfinden", erklärt er. Für die war er in mehreren Orten zuständig, die in einem Radius von 25 Kilometern liegen: Bad Ischl, Obertraun, Hallstatt, Gosau und Sankt Wolfgang. Dazu ist Geiger mit seinem Auto unterwegs gewesen – eine Voraussetzung, um die Urlaubsseelsorge zu übernehmen. Die Kirchengemeinden vor Ort übernehmen die Fahrtkosten und bieten ein Quartier oder beteiligen sich – wie bei Dietmar Geiger – an den Kosten für die Unterkunft. Die Evangelische Kirche in Deutschland zahlt eine geringe Aufwandsentschädigung. Neben den kirchlichen Verpflichtungen haben Urlaubsseelsorgende Freizeit. Dietmar Geiger wird dieses Mal wieder das tun, weshalb er die Berge liebt: wandern.

Sowohl irritierende als auch schöne Erfahrungen

Doch sein erster, vier Wochen langer Einsatz lief anders als gedacht: "Ich bin mit anderen Vorstellungen hingefahren", gesteht er. "Ich dachte, dass ich mehr mit Urlaubern in Kontakt komme." Das erfüllte sich nicht. Besonders enttäuscht ist er von der Touristen-Hochburg Hallstatt: "Tagestouristen kommen in die Kirche, machen ein Foto vom Altarbild, drehen sich um, machen ein Foto von der Orgel und sind wieder weg." Er stand in der Kirche für Gespräche bereit, aber die allerwenigsten nahmen ihn überhaupt wahr.

Auch sollen Urlaubsseelsorgende einmal in der Woche eine Veranstaltung für Urlauberinnen und Urlauber anbieten. "Dies haben die Verantwortlichen vor Ort abgelehnt. Aus Erfahrung wissen sie nämlich, dass niemand kommt", berichtet der Ludwigshafener. Immerhin waren unter den Besuchern seiner Gottesdienste ein Drittel Touristen.

Den meisten Kontakt fand er zu den Einheimischen. Besonders gerne erinnert sich Dietmar Geiger an den Höhlen-Gottesdienst in Gosau, nach dem er mit den Leuten aus dem Ort zusammensaß. Auch zu den Menschen in den anderen Orten knüpfte er Kontakte, wurde zum Kaffeetrinken eingeladen. Sie gaben ihm positive Rückmeldungen, lobten seine Predigten. "Der Pfarrer aus Hallstatt hat gesagt, dass ich sehr gut ankam", freut sich Dietmar Geiger.

Der Ludwigshafener hat die Menschen in den österreichischen Kirchengemeinden ins Herz geschlossen – und sie ihn. "Sie wollten, dass ich dieses Jahr wiederkomme", sagt der 64-Jährige. So reist er von Mitte September bis Anfang Oktober wieder ins Salzkammergut.