Warum wird 2025 ein gutes Jahr?
Dekan Paul Metzger hat keine Lust mehr zu jammern angesichts der vielen Krisen. Doch als er gefragt wird, warum man gut gelanunt und zuversichtlich ins neue Jahr starten sollte, muss er erst einmal überlegen. Nein, einfach ist das nicht. Doch er findet eine Antwort, die sich auf alte Überzeugungen stützt, die kein Schnee von gestern sind.
Ehrlich sein, entscheiden und vorwärts gehen
"Warum wird das nächste Jahr ein gutes Jahr?" Erwartungsvoll klingt die Stimme durch den Hörer. Ich werde von einer Journalistin interviewt für einen kleinen Beitrag im Radio. Ich soll den Hörerinnen und Hörern Mut machen, damit das neue Jahr direkt gut beginnt.
Vor ein paar Tagen hat ein Redakteur im Dekanat angerufen. Er hat gefragt, ob ich bereit wäre, ein solches Gespräch zu führen. Er ist auf mich aufmerksam geworden, weil ich letztes Jahr zusammen mit meiner Kollegin Frauke Fischer im SWR-Fernsehen zu sehen war. Er hat gemeint, dass ihm die Beiträge auf unserem Instagram-Kanal gute Laune machen. Deshalb könnte ich doch auch sicherlich den Hörern des Senders gute Laune machen.
Ich habe geschluckt und gedacht: "Da muss ich mir erst selbst mal gute Laune machen!"
Und seitdem habe ich überlegt, warum ich gute Laune und Zuversicht für das nächste Jahr haben sollte. Leicht ist es ja nicht unbedingt. Ich will die ganzen Stichwörter gar nicht mehr aufzählen, die schlechte Laune machen können. Und ich merke: Ich habe keine Lust mehr auf Jammern.
Ich habe Lust auf Machen. Und so bin ich auf meine Antwort gekommen.
Ich antworte: "Das nächste Jahr wird ein gutes Jahr, weil wir entscheiden und weil wir machen. Wir sind ehrlich zu uns selbst. Wir bedauern uns nicht. Wir stehen nicht still, sondern wir gehen vorwärts."
Die Journalistin fragt: "Was bedeutet denn das konkret?"
Und ich sage: "Erstens haben wir verstanden, dass wir als Kirche nicht die Hoheit über den Glauben der Leute haben. Wir sind Dienstleister. Wir suchen die Menschen dort auf, wo sie sind, und warten nicht, dass sie zu uns kommen. Zweitens sind wir ehrlich zu uns selbst. Wir akzeptieren, dass wir nicht mehr alles können, was wir bisher konnten. Wir sind auf dem Weg zu ergründen, was unser Kernauftrag ist."
"Und wie machen Sie das?", hakt meine Gesprächspartnerin ein.
"Im Kirchenbezirk treffen wir uns Ende Januar und beraten über neue Ideen. In der Landeskirche entscheiden wir im Mai, was wir uns in Zukunft leisten wollen und können. Und dann setzen wir das um."
"Das klingt nicht, als ob es ein leichtes Jahr werden wird", sagt die Radiomoderatorin.
"Das stimmt", sage ich, "es wird ein gutes Jahr, nicht unbedingt ein leichtes. Und das gilt doch für uns alle. Wir wählen eine neue Regierung, wir müssen entscheiden, in welche Richtung wir gehen wollen. Kirche ist da nicht anders als die ganze Gesellschaft. Und leicht wird das alles nicht."
"Aber warum sind Sie zuversichtlich, dass das alles funktionieren wird? Und woher nehmen Sie Ihre Kriterien? Was ist Ihre Überzeugung?"
Ich antworte: "Glaube, Liebe und Hoffnung. Uralte Überzeugungen, die sich immer wieder bewährt haben. Als gläubiger Mensch habe ich immer Hoffnung. Und wenn wir jetzt auf Weihnachten zugehen, dann feiere ich doch die Überzeugung: Selbst in tiefster Dunkelheit kann Gott ein Licht anzünden, das die ganze Welt erhellt."
Das Gespräch neigt sich dem Ende entgegen, die Journalistin will es abschließen. Sie sagt: "Eine Frage habe ich noch: Haben Sie einen ganz kurzen Satz, vielleicht einen Rat, den wir unseren Hörern mit in dieses Jahr geben können?"
Ich überlege kurz und antworte dann, direkt an die Hörer gewandt: "Traut euch. Seid mutig. Seid zuversichtlich und denkt immer daran: Prüft aber alles und behaltet das Gute."
Die Journalistin moderiert den Beitrag ab, sie bedankt sich und ich weiß nicht so recht, ob ich was Gutes erzählt habe oder nicht. "Naja", denke ich, zucke mit den Achseln und stehe auf, "wenigstens habe ich noch die Jahreslosung untergebracht."
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit und einen guten Start in das neue Jahr. Bleiben Sie mutig, entscheidungsfreudig und zuversichtlich!
Ihr Dekan Paul Metzger