Zum Hauptinhalt springen

"Das schockiert uns"

Foto: Hans-Georg Vorndran/fundus-medien.de

Das Diakonische Werk der Pfalz kritisiert, wie die Stadt Ludwigshafen am vergangenen Donnerstag mehrere Schlafplätze von Wohnungslosen geräumt hat.

"Hier wird durch eine Verwaltungsbehörde der Ordnungsgedanken über den Unterstützungsgedanken gestellt. Das schockiert uns", sagt Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr. Am Montag hat die Pressestelle der Stadt bekanntgegeben, Schlafplätze in der Nähe des Messplatzes und des Hauptbahnhofs "entfernt" zu haben. Laut Stadt wurden die Plätze illegal errichtet.
 
"Ein Schlafsack, eine Decke: das stellt für manche Menschen in unserer Gesellschaft das Mindestmaß an Privatheit und Schutz da", erklärt der Landesdiakoniepfarrer weiter. "Dass Betroffene nicht immer sofort zu bewegen sind, diesen Raum aufzugeben, ist menschlich nachvollziehbar. In letzter Konsequenz die Schlafstätten zu entsorgen, ist ein Schritt den wir nicht gutheißen." Das Diakonische Werk wusste zuvor nichts von der geplanten Aktion der Stadt. Ihm ist nicht bekannt, inwieweit andere gemeinnützige Organisationen im Vorfeld einbezogen wurden, um den Betroffenen Hilfe anzubieten.

"Mittellosigkeit darf nicht automatisch gleichgesetzt werden mit einer Gefahr für den öffentlichen Sektor", plädiert Bähr, der auch Sprecher der Landesarmutskonferenz in Rheinland-Pfalz ist. Immer wieder setzten sich Wohlfahrtsorganisationen für eine soziale Wohnpolitik ein, insbesondere im städtischen Raum, wo Mietpreise seit Jahren konstant steigen. Auch die verlässliche Finanzierung von sozialer Arbeit und sozialen Projekten wäre laut Bähr unerlässlich, um in Zukunft die steigende Anzahl von Menschen in materieller, psychischer und physischer Not besser auf ihrem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben begleiten zu können. red